Feier "30 Jahre Geschichtswerkstatt"

Selbst ein Teil der Geschichte geworden!

Bürgermeister Uwe Jäger begrüßte die Gäste und Ehrengäste, darunter der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Norbert Thiele. Er dankte allen Aktiven der Geschichtswerkstatt für ihr Engagement. Grußworte sprachen Timon Gremmels, Hessischer Minister für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur und Thomas Ackermann, Kreisbeigeordneter des Landkreises Kassel, auch im Namen von Kreisbeigeordneter Karin Kuhn, die den Landrat vertrat. Die beiden Sprecher der Geschichtswerkstatt, Herbert Brethauer und Volker Wagner, berichteten von Projekten der Geschichtswerkstatt aus den vergangenen 30 Jahren. Dagmar Langer erzählte von den Anfängen der Geschichtswerkstatt und stellte die langjährigen Mitglieder Günter Kruse und Ehrenbürger Wolfgang von Heusinger vor. Alt-Bürgermeister Michael Reuter interviewte Walter Pfaffe zu seinen Arbeiten, während Horst Fehr von Ulrike Sturm interviewt wurde. Die Gründungsmitglieder der Geschichtswerkstatt, Walter Reuter und Harald Reese, Walter Knoche und Hans Friedrich, wurden von Dr. Angela Pitzschke vorgestellt. Rainer Salwiczek-Pfeifer sorgte für die würdige musikalische Umrahmung an der Gitarre.

30 Jahre Geschichtswerkstatt - Herbert Brethauer und Volker Wagner, Sprecher der Geschichtswerkstatt Lohfelden

Am 1. September 1994 wurde auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Bernhard Blank zu einem Treffen des neuen "Arbeitskreises Geschichte Lohfeldens" eingeladen. Einige der damals teilnehmenden 29 Bürgerinnen und Bürger unserer Gemeinde, die der damaligen Einladung gefolgt waren, sind noch heute tatkräftig dabei, die Geschichte von Lohfelden in vielfältiger Weise zu dokumentieren. Viele andere jedoch sind mittlerweile entweder aus Lohfelden verzogen, aus Altersgründen nicht mehr dabei oder sind verstorben. Ziel dieses Kreises war, ein Buch über die Geschichte Lohfeldens zu erstellen. Es entstand das Buch "Drei Dörfer - ein Ort: Lohfelden - Geschichte und Geschichten.

Genannt wurden alle Sprecher der Geschichtswerkstatt: Walter Reuter (bis 2010), Reimund Philipp (2010-2011), Erich Brenne (2011-2014), Günter Kruse (2015-2022), Herbert Brethauer und Volker Wagner (seit 2022).

Volker Wagner und Herbert Brethauer erinnerten an die Aktivitäten der Geschichtswerkstatt in den letzten Jahren, u.a.:

  • Feier des 10-jährigen Jubiläums am 29. Oktober 2004
  • Besuch der Familienforscherin Nancy von Behren aus St. Louis, Missouri in Vollmarshausen am 12.05.2023,
  • Gedenkveranstaltung zur "Ochshäuser Blutnacht" am 05.03.2023 mit Enthüllung einer Gedenktafel und einem Vortrag in der "Alten Schule Ochshausen", der unter dem Motto "Vergessen ist der Anfang des Wiederholens" stand,
  • Gedenkgottesdienst über den von den Nationalsozialisten verfolgten Crumbacher Pfarrer Otto Reinhold mit der Enthüllung einer Gedenktafel an der Crumbacher Kirche und der Vorstellung einer Publikation über Pfarrer Reinhold,
  • Wiederherrichtung des alten Hoftores auf dem Löwenhof in Crumbach mit den beiden Löwen,
  • Sichern von historisch wertvollen Akten und Bildern, z.B. eines Aquarells "Blick auf Crumbach",
  • Historische Orstrundgänge in Crumbach, Ochshausen und Vollmarshausen,
  • Erstellung von drei zusätzlichen Eco-Tafeln in Crumbach (dort mit drei Werkzeugen des Schmiedehandwerks) und Vollmarshausen und weiteren 4 Informationstafeln an der ehemaligen Söhrebahntrasse.

Die beiden Sprecher berichteten außerdem, dass die Geschichtswerkstatt bei der Bevölkerung auf großes Interesse stößt. Sie bedankten sich für die große Unterstützung beim Gemeindevorstand der Gemeinde Lohfelden, Bürgermeister Uwe Jäger und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gemeinde, die der Geschichtswerkstatt immer wieder hilfreich zu Seite stehen, z.B. Heike Klein, Katharina Schaub, Brigitte Hirdes und Sabine Wagner sowie den Hausmeistern Günter Mengel und Michael Günther, ebenso bei den ehemaligen und jetzigen Mitgliedern der Geschichtswerkstatt.

„Geschichtsleute in Lohfelden“ – Dagmar Langer

"Erfahrungen und Menschenkenntnis sind die beiden Hauptquellen der Klugheit. Geschichte aber ist die Summe der Erfahrungen". Mit diesem Zitat von Comenius (1592-1670) begann Dagmar Langer ihren Vortrag. Sie berichtete über die Anfänge der Geschichtswerkstatt und zeigte Bilder aus der ersten Sitzung. Auch sie hob hervor, dass nicht nur der Anstoß zur Gründung vom damaligen Bürgermeister Bernhard Blank kam, sondern dass ihm und allen weiteren Bürgermeistern die Arbeit der Geschichtswerkstatt wichtig war und ist. Auch Bürgermeister Uwe Jäger ist immer für die Geschichtswerkstatt da.

Sie würdigte die langjährigen aktiven Mitglieder der Geschichtswerkstatt Wolfgang von Heusinger und Günter Kruse. Wolfgang von Heusinger steht beispielhaft dafür, dass man sich von jungen Jahren bis ins hohe Alter mit der Arbeit der Geschichtswerkstatt befassen kann. Für Günter Kruse war und ist es wichtig, nicht nur Geschichten zu erzählen, sondern auch die Vergangenheit wissenschaftlich aufzuarbeiten. Er schätzt dabei den Austausch mit anderen.

Wolfgang von Heusinger - Film von Christian Lehrke

Über und mit Wolfgang von Heusinger gab es einen kurzen Film von Christian Lehrke, in dem dieser zur Arbeit der Geschichtswerkstatt wie folgt Stellung nahm: "Die vergangene Geschichte darf nicht vergessen werden. Die Jugend muss wissen, woher sie kommt, damit unsere schöne Demokratie erhalten bleibt."

Interview mit Walter Pfaffe durch Alt-Bürgermeister Michael Reuter

Danach folgte ein Interview, das der frühere Bürgermeister Michael Reuter mit Walter Pfaffe führte. Walter Pfaffe kam durch die Vorstellung des Buchs "Drei Dörfer - ein Ort" und durch die Mitarbeit an dem Buch zur 900-Jahrfeier von Crumbach und Ochshausen im Jahre 2002 "Streifzüge durch 900 Jahre Ortsgeschichte", für das er einen Aufsatz über die Geschichte der Vereine schrieb, zur Geschichtswerkstatt. Er befasst sich außerdem mit Familienforschung, mit der Erinnerung an die Kriegsopfer des Zweiten Weltkriegs und mit der Aufarbeitung des Unglücks einer Schulklasse, bei dem 1942 12 Kinder durch eine Blindgänger-Explosion den Tod fanden. Er wünscht sich, dass auch in Zukunft an dieses Geschehen erinnert wird, z.B. durch eine Gedenktafel auf dem Ochshäuser Friedhof.

Interview mit Horst Fehr - Ulrike Sturm

"Horst Fehr konnte noch nie gut etwas wegwerfen." So begann Ulrike Sturm ihr Interview mit Horst Fehr. Mit dem Ausräumen des Dachbodens des elterlichen Hauses für die Einrichtung eines Zahntechniklabors begann eine Sammlung, zu der auch ein Balken des Haferschen Hauses, eines der ältesten Häuser Crumbachs, gehörte. Als er später eine Kutsche entdeckte, die zu Brennholz verarbeitet werden sollte, kaufte er sie und legte damit den Grundstein zu dem Kutschen- und Wagenmuseum, in dem außer Kutschen auch Zubehör und Werkzeuge gesammelt und ausgestellt wurden. Die Kutschen wurden im Theater, beim Film, auf der Documenta und zu vielen weiteren Anlässen ausgeliehen und eingesetzt. Vielleicht ist der Film "Der Winter, der ein Sommer war" noch dem einen oder anderen im Gedächtnis. An der Geschichtswerkstatt war Horst Fehr von Anfang an interessiert. So stiftete er für den „Eco-Pfad Kulturgeschichte Lohfelden“ mehrere große Werkzeuge des Schmiedehandwerks. Auch bei einem historischen Rundgang in Vollmarshausen anlässlich der 1000-Jahrfeier 2019 stellte er etliche Werkzeuge vor. Aktuell plant er, gemeinsam mit der Gemeinde Lohfelden, die Aufstellung eines Mühlsteins als Erinnerung an die Mühlen des Ortes.

Gründungsmitglieder der Geschichtswerkstatt – Dr. Angela Pitzschke

Zu den Frauen und Männern „der ersten Stunde“ gehörten Walter Reuter, der Crumbacher Pfarrer Harald Reese, Ehrenbürgermeister Walter Knoche und der ehemalige Bürgermeister von Vollmarshausen Hans Friedrich. Über sie berichtete Dr. Angela Pitzschke.

Walter Knoche und Hans Friedrich verkörperten als langjährige Bürgermeister nicht nur etliche Jahrzehnte politischer Erfahrungen, sondern hatten als alteingesessene Bürger auch eine Menge Erinnerungen an die Vergangenheit. Auch sie verstanden sich gut und verfassten zusammen Texte, z.B. über den Zusammenschluss von Lohfelden und Vollmarshausen. Hans Friedrich arbeitete mit anderen Vollmarshäusern an einer Artikelserie "Vollmarshausen, wie es früher war". Walter Knoche "übersetzte" alte Schriften in die heutige Schrift und berichtete z.B. über die "Liedejongen", die die Kirchenglocken läuteten und andere Arbeiten in den Kirchen verrichteten.

Walter Reuter und Harald Reese waren ein "Gespann". Sie arbeiteten nicht nur gut zusammen, sondern es entstand eine tiefe Freundschaft. Die Geschichte der Lohfeldener Kirchen ließ die beiden nicht los.

Harald Reese beschäftigte sich über die Kirchengeschichte hinaus mit der Schulgeschichte Crumbachs und Ochshausens und mit Ereignissen aus der Dorfgeschichte wie z.B. dem "Fuhrmannsstreit" in Vollmarshausen.

Walter Reuter entwickelte sich zum Spezialisten für Kirchenbau. Harald Reese wertete Aufzeichnungen eines Crumbacher Pfarrers aus dem 16. Jahrhundert aus, aus denen wichtige Informationen über das Leben in Crumbach zur damaligen Zeit hervorgingen. Diese Forschungen schlugen sich in zahlreichen Führungen durch die Lohfeldener Kirchen nieder. Walter Reuter beschäftigte sich auch mit Vor- und Frühgeschichte und führte historische Wanderungen durch, z.B. zum Gräberfeld zwischen Vollmarshausen und Ochshausen oder auf dem Spangenberger Pfad, dessen Gestaltung zum "Ars Natura" ihm am Herzen lag. Nachdem der Märchenland-Weg durch Lohfelden angelegt worden war, führte er auch Märchenwanderungen im Rahmen der Kulturregion Söhre-Kaufunger Wald durch. Wichtig waren ihm auch die alten Wege sowie die Flurnamen und ihre Bedeutung. Auch die Geschichte der Fachwerkhäuser und die Geschichte der Mühlen, besonders der Obermühle in Vollmarshausen, waren seine Schwerpunkte. Der das Konzept und alle Texte zum „Ecopfad Kulturgeschichte Lohfelden“ hat er erstellt.

Mit passenden Musikstücken unterstrich Rainer Salwiczek-Pfeifer das feierliche Jubiläum „30 Jahre Geschichtswerkstatt“ im Lohfeldener Bürgerhaus. Abschließend dankte Bürgermeister Uwe Jäger den Aktive der Geschichtswerkstatt für das abwechslungsreiche Programm des Abends und wünschte der Geschichtswerkstatt weiter „Gutes Gelingen“ bei den zukünftigen Projekten.